Auf den ersten Blick ist Twitter nicht besonders auffällig. Ein Dienst, bei dem man Texte mit einer relativ engen Zeichenanzahl öffentlich posten kann. Trotz oder vielleicht der Reglementationen ist Twitter seit Jahren erfolgreich. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch viele Organisationen, Unternehmen, Berühmtheiten, Politiker und sogar der Papst haben einen Account, auf welchem regelmäßig neue Tweets erscheinen.
Twitter wurde 2006 unter dem damaligen Namen „twttr“ von Jack Dorsey, Biz Stone und Even Williams gegründet. Der erste Tweet wurde ca. einen Monat, bevor Twitter für die Öffentlichkeit zugänglich war von Jack Dorsey am 21. März 2006 gepostet:
Im Jahr 2007 wurde von Chris Messina das erste Mal ein Tweet mit einem #Hashtag gepostet. Besonders in seiner Anfangszeit konnte die Plattform starken Wachstum verzeichnen. Ca. 2 Jahre nach der Gründung waren bereits 1,3 Mio Nutzer auf der Plattform angemeldet, im September 2010 sogar schon 145 Mio. Charlie Sheen durchbrach als erste Person im März 2011 die Schallmauer von 1 Mio. Followern. Im Dezember 2012 hat Papst Benedikt XVI als erster Papst einen Twitter-Account eröffnet. Im sich immer stärker entwickelnden Wettbewerb der Social-Media-Kanäle untereinander versuchte Twitter mehrmals, seine Attraktivität durch Anpassungen am recht starren Service zu erhöhen. So wurde mit der Akquisition von Vine der Markt für Bewegtbild angegangen, zudem wurde die starre Zeichenzahl erhöht. Trotz dieser Versuche ist Twitter im globalen Vergleich eher ein kleiner Player, allerdings auch eines der wenigen Netzwerke, welches noch nicht zum Facebook-Konzern gehört
Twitter ist eine sogenannte Mikroblogging-Plattform und bietet die Möglichkeit, kurze Textnachrichten (Tweets) zu verfassen und seinen Followern zu präsentieren. Follower sind die Personen, die einen Account abonnieren, um so die Tweets dieses Accounts im Feed ausgespielt zu bekommen. Werden keine besonderen Einstellungen vorgenommen, so sind Tweets auch für unangemeldete Personen sichtbar. Beim Posten kann allerdings auch bestimmt werden, dass nur für ein ausgewähltes Publikum und nicht für alle Follower ausgegeben werden soll. Follower sind in der Lage, Posts zu „retweeten“. Damit zitieren sie sozusagen diese Textnachricht, um sie ihren eigenen Followern und somit einem größeren Publikumskreis zu präsentieren. Dieses Prinzip lässt sich immer weiter fortsetzen, so dass einzelne Nachrichten eine immer stärkere Verbreitung erfahren. Diesen Effekt nennt man Viralität, der Tweet verbreitet sich wie ein Virus. Viral-Marketing ist ein wichtiger Faktor, den sich viele Unternehmen zu Nutze machen möchten, da hier mit wenig Aufwand eine sehr hohe Reichweite erziehlt werden kann. Dabei arbeiten sie oftmals nicht nur mit dem eigenen Profil, sondern schalten über Twitter Ads für ihre Produkte oder Angebote. Textnachrichten können eine maximale Länge von bis zu 280 Zeichen erreichen, worauf aber angehängte Bilder oder Videos keinen Einfluss haben. Tweets, die Bilder enthalten werden im Schnitt bis zu 150 % öfter retweeted als Tweets ohne Bild. Durch die beschränkte Zeichenzahl soll der spontane Gedanke vermittelt werden, was den Charakter der Plattform ausmacht. Durch Hashtags können bestimmte Wörter oder Wortgruppen hervorgehoben bzw. markiert werden. Tweets können nach Absenden nicht bearbeitet werden! Eine Löschung ist jederzeit möglich, allerdings passiert es häufiger, dass kontroverse Tweets vor der Löschung per Screenshot gespeichert und weiterverbreitet werden. Die fehlende Bearbeitungsmöglichkeit ist ein signifikantes Merkmal des Netzwerkes.
Wie jedes Soziale Netzwerk hat auch Twitter seine ganz besondere Eigenschaft und Aufgabe. Aufgrund der geringen Zeichenzahl, des sehr reduzierten Feeds und der eher minimalistischen Optik wird der Kanal weniger, wie etwa Instagram, zur reinen Darstellung genutzt – auf Twitter spielen Meinungen, Zitate, Gedanken und Botschaften eine sehr viel stärkere Rolle. Oft entwickeln sich durch Zitate und ReTweets Diskussionen, die es in die Trending-Liste schaffen und so noch größere Sichtbarkeit erreichen. Obwohl viele Privatpersonen Twitter anfangs als tatsächlichen Microblogging-Dienst genutzt haben, um ungefiltert ihre Gedanken zu veröffentlichen, hat sich das Netzwerk mittlerweile eher zu einen PR- und Meinungsmache-Tool entwickelt. Twitter wird von Politikern, Verbänden, Unternehmen, Lobbyisten, Aktivisten und Journalisten genutzt. Zahlreiche Ereignisse wurden durch Twitter angeleiert oder verstärkt.
Der ehemalige Arabische Frühling wurde durch Twitter stark verbreitet, weil das Netzwerk im Gegensatz zu Facebook erst sehr spät in den jeweiligen Ländern zensiert wurde. Als drastischstes Beispiel für die Effektivität von Twitter lässt sich sicherlich die Kandidatur sowie Legislaturperiode Donald Trumps als Präsident der Vereingten Staaten heranziehen. Trump und Twitter verbindet eine besondere Symbiose. Beide profitieren extrem voneinander. So ist, neben zahlreichen anderen Faktoren wie z.B. Social Ads mit fehlerhaftem Inhalt und weiterer Nebelkerzen die ständige Kommunikation Trumps über Twitter ein ausschlaggebender Punkt seiner erfolgreichen Wahl gewesen. Im Schnitt veröffentlicht er über seinen Twitter Account täglich 33 Textnachrichten. Durch ihn hat das schwächelnde Medium in den letzten Jahren deutlich an Beliebtheit gewonnen. Die Posts des US-Präsidenten polarisieren oftmals durch ihre Ausdrucksweise. So ist laut einer Statistik von Juli 2019 „dumb/dummy“ die Beleidigung, die er am häufigsten in seinen Tweets verwendet. Dicht gefolgt ist diese von den Begriffen „loser“ und „terrible“. Die Geschwindigkeit sowie Halbwertszeit Twitters spielt ihm dabei in die Karten. Seine Tweets strotzen vor Unwahrheiten, die aber in der Kürze der Zeit nicht nachzuweisen sind. In der Zeit, die man zur Widerlegung eines Tweets benötigt, hat er bereits mehrere weitere Tweets veröffentlicht. Durch diese Schnellebigkeit blieb Trump im Gespräch, konnte Unruhe stiften oder von Themen ablenken. Er war dabei immer ein paar Schritte schneller als seine politischen Gegner. Mittlerweile wurden alle seine Accounts in den sozialen Netzwerken jedoch gesperrt.
brand-developmentAbseits dieser drastischen Beispiele bietet Twitter jedoch auch für Privatpersonen einen ganz entscheidenden Vorteil. Da sich viele Unternehmen auf Twitter aufhalten, ist das Tool als Kundensupport enorm relevant. Unternehmen, die das Spiel mit dem Kanal verstanden haben, platzieren mehrere Mitarbeiter an offizielle Accounts, um Kundenanfragen schnell, direkt und manchmal auch mit einer gehörigen Portion Witz zu beantworten. Die Deutsche Bahn leistet hier auf mehreren Kanälen Höchstarbeit, aber auch Telekommunikationsunternehmen sind sehr aktiv.
Twitter konnte sich im deutschsprachigen Raum bei weitem nicht so stark etablieren wie in anderen Ländern. Über die genauen Faktoren ist nichts bekannt, aber es scheint, als dass das Netzwerk die deutschen Nutzer nicht in dem Rahmen begeistert hat, wie es z.B. Facebook oder Instagram geschafft haben. Ein Blick auf die Statisitk verrät, dass zwei Drittel der deutschen Bevölkerung Twitter nicht nutzen.
Aus diesem Grund sind auch nur wenige Prominente oder Unternehmen wirklich sehr erfolgreich in der Kommunikation.
Nichtsdestotrotz kann Twitter für Unternehmen dennoch ein lohender, zusätzlicher Kanal sein, wenn kein Wert auf hohe Sichtbarkeit und Maße gelegt wird. Als direkter Kanal zur Kundenansprache bzw. weiteres Service-Tool spielt die Plattform dennoch weiterhin eine große Rolle.
Twitter ist eine Plattform, die besonders in ihrer Anfangszeit sehr schnell gewachsen ist und an Beliebtheit gewonnen hat. Seitdem sind jedoch andere soziale Medien auf den Markt gekommen und haben Twitter mit neuen, frischen Ideen und immer höheren Nutzerzahlen verdrängt und etwas in Vergessenheit geraten lassen. Spätestens seit aber der ehemalige US-Präsident Trump die Plattform für Propaganda-Zecke missbraucht hat, hat Twitter wieder an Bedeutung gewonnen und einen Aufschwung erlebt. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Mikroblog in der Zukunft entwickelt und welche polarisierenden Tweets viral gehen.
Als Digitalagentur helfen wir Ihnen gerne bei Fragen zu Twitter.