DGTLS auf der DMEXCO

Vorträge, Insights, Autoscooter

Die DMEXCO ist riesig! Eine unwahrscheinliche Auswahl an verschiedenen Vorträgen von Geschäftsführern und Experten auf 14 verschiedenen Stages. Wir hatten die Qual der Wahl, welche Vorträge uns am meisten interessieren und ob wir es rechtzeitig von der einen zur anderen Stage schaffen. DMEXCO bedeutet viel Bewegung, im Kopf und in den Beinen. Denn die beliebtesten Vorträge waren schnell gefüllt – dann waren nur noch Stehplätze verfügbar.

Bei den Vorträgen standen die Themen Kundenkommunikation/Kundenbindung, Customer Experience, Nachhaltigkeit aber auch das Metaverse sowie NFTS im Fokus. Aber auch der aktuelle Bezug zur angespannten wirtschaftlichen Situation, die Auswirkungen auf das Nutzerverhalten und die abzuleitenden Maßnahmen standen im Mittelpunkt. Abseits der Vorträge gab es in den riesigen Messehallen verschiedenste Ständen von Softwareunternehmen, die innovative Highlights vorgestellt haben bis hin zu Salesmanagern, die im Basarmodus nach potenziellen Kunden gesucht haben. Augen zu und durch war mehr als einmal angebracht. Viele Ständen waren in ihrer Zielführung wenig eindeutig, der konstruktive Beitrag an der Messe blieb unseres Erachtens aus. Besonderes Highlight: Der Autoscooterstand von mobile.de

Unsere unmittelbaren Erkenntnisse der Messe fallen demnach wiefolgt aus:

  • sehr viele interessante Vorträge, hier musste man Prioritäten setzen
  • Social-Media wird immer wichtiger und wir sollten diesen Bereich noch weiter ausbauen
  • dennoch bleiben SEO und SEA weiterhin führend.

Was haben wir gelernt?

Einige Vorträge waren auf Grund der Thematik für uns besonders wichtig, weshalb wir nachfolgend die unmittelbaren Erkenntnisse präsentieren.

B2B Marketing entlang der Customer Journey – 5 Praxis Tipps für 2023

Das Thema B2B-Marketing spielte auf der DMEXCO eine relativ große Rolle. Einer der Vorträge lieferte 5 Praxistipps für 2023. Robin Heintze, der Geschäftsführer von morefire eröffnete unseren ersten Messetag mit Insights zum erfolgreichen B2B-Marketing und präsentierte die aus seiner Sicht wichtigsten Learnings sowie 5 Praxistipps für 2023 . Als Grundsatz gilt es, die Marketingstrategie exakt entlang der Customer Journey zu planen, um die bestmöglichen Effekte abzugreifen. Natürlich ist auch hier der Content King und absoluter Verkaufstreiber. Deshalb gilt es, zu jedem Step in der Customer Journey die geeigneten Lead-Magneten wie z.B. E-Books, Infografiken, Podcasts, Demo-Zugänge, Mitgliedschaften oder interaktive Elemente wie Quizzes oder Gewinnspiele zu identifizieren.

LinkedIn Lead Ads spielen eine enorme Rolle im B2B-Marketing, da hier an zwei verschiedenen Punkten der Customer Journey angesetzt werden kann.

  • Zum einen im Step „Problem/Information“. Durch den Post wird Interesse am Thema geweckt und durch den Einsatz von Call-to Action Button wird ein Lead generiert (z.B. Anmeldung zum Webinar).
  • Im Step „Kauf“ können durch den Post direkte Anfragen mit konkretem Kaufinteresse generiert werden, beispielsweise durch den Call-to Action Button „Angebot einholen“.

Auch Google Ads können eine tragende Rolle spielen, oder wie von Robin ausgedrückt: „SEA loves CRM“! Google Ads & CRM sollten verzahnt werden, indem beispielsweise in Google Analytics zwischen den Kosten je Marketing Qualified Lead bzw. je Sales Qualified Lead differenziert wird. Die hier gewonnenen Erkenntnisse wirken sich wiederum direkt auf die Marketingmaßnahmen aus und optimieren damit sowohl das Budget als auch den ROI. Customer-Relationship-Management kann und sollte ebenso zur Marketing Automation eingesetzt werden. Ab der ersten Interaktion des Users können die weiteren Marketing Aktivitäten automatisiert werden. So kann z.B. abgestimmt werden, welche Mails mit welchem Inhalt aufbauend aufeinander versendet werden, wann Rabattaktionen verschickt werden und wo potenzielle Kunden extrem umsorgt werden müssen.

Wirkungsvolles B2B-Marketing benötigt also den richtigen Content, passend auf die Zielgruppen abgestimmte Maßnahmen sowie permanentes Monitoring. Es ist herausfordernd, aber mit den richtigen Mitteln und Maßnahmen dennoch von Erfolg gekrönt.

FOMA-Trendmonitor 2022

Der FOMA Trendmonitor ist eine Expertenbefragung unter den Mitgliedern der Fachgruppe Online-Mediaagenturen im Bundesverband Digitale Wirtschaft. Diese repräsentieren über 90% des digitalen Agentur-Mediavolumens in DE. Die Befragung wird seit 2007 jährlich erhoben. Der diesjährige Zeitraum der Befragung dauerte vom 05. Juli bis 3. August 2022 und behandelte folgende Inhalte: Zukunft Online-Werbung, Wachstumserwartungen, Zentrale Branchenthemen, Herausforderungen.

Daraus ergeben sich 10 Erkenntnisse für das digitale Marketing:

  1. Positiver Trend in Zeiten allgemeiner Unsicherheit: Alle Agenturen sehen bei ihren Kunden eine eher starke (54%) oder starke (46%) Nachfrage nach digitaler Werbung, Fast 60% empfinden die Nachfragesituation als adäquat
  2. Wachstumstreiber für 2023: Search, Video & Retail Media: Kräftige Zuwächse vor allem in den großvolumigen Kategorien, insbesondere Retail Media, Digitale Werbung insgesamt auch für 2023 mir zweistelligem Plus. Erwartungsgemäß werden Video und Retail Media deutlich an Bedeutung gewinnen. Search war, ist und bleibt hochrelevant, Display geht in den nächsten 5 Jahren in den Sinkflug
  3. Total Video – Größte Dynamik und hoher Handlungsbedarf: Video Werbung ist die relevanteste Kommunikationsform. Heute und auch in der Zukunft! Daraus ergeben sich Top Themen für die Weiterentwicklung des digitalen Werbemarktes wie zum Beispiel ein einheitlicher crossmedialer Leistungsstandard für die integrierte Bewegtbildwerbung oder gesteigerte Werbeambitionen der Streaming Plattformen. 
  4. Cookieless Future – In no way hopeless: Das Thema Tracking Prevention hat für Agenturen höchste Relevanz. 75% der Befragtenschätzen Tracking Prevention als das wichtigste Thema für die Weiterentwicklung des Werbemarktes ein. Für Agenturen bietet sich dadurch die Chance, sich. mit dem Markt zu transformieren!
  5. Der Trend: People-based-Marketing: 88% der Agenturen sind der Meinung, dass die Beurteilung der Umfelder angesichts fehlender Daten an Relevanz gewinnen wird. 69% der Agenturen gehen davon aus, dass es zu einer Renaissance der Markt-Media-Studien führen wird
  6. Data Economy – Sandbox = Black Box: 90% der Agenturen fordern eine Offenlegung der Sandbox-Methodik durch Google
  7. Inventarqualität – Brand Safety First: Brand Safety, Ad Fraud + Visibility stehen ganz oben auf der Agenda der Agenturen. 9 von 10 Agenturen halten Hatespeech & Fake News für ein Problem der Social-Media-Plattformen, das sich weiter verschärft hat
  8. Metaverse – Zwischen Vision und Wirklichkeit: Die Media-Agenturen sprechen den aktuellen Entwicklungen rund um Metaverse, Web3, Token-Economy und DAO das Potenzial zu, eine neue Evolutionsstufe des Internets zu definieren. Agenturen rechnen mit stark steigender Bedeutung des Metaverse für die Kommunikationsbranche
  9. Personal & Expertise – The never ending Struggle for Talents: 94% sehen eine große bis sehr große Herausforderung im „Struggle for talents“ Nur noch 28% sehen in New Work eine Herausforderung
  10. Traumjob Agentur: Die Digitalisierung kennt keine Grenzen, New Work ist kein neuer Hype, sondern seit Jahren Agenturalltag. Der Bedarf und Anspruch an Talente und Fachkräfte steigen von Jahr zu Jahr! Jobs in einer Agentur sind grenzenlos, krisensicher, kreativ & zukunftsorientiert.

Meme-Marketing. Kann jeder Account ein Meme Account sein?

Die Agentur Boomer sind gleichermaßen Ergebnis als auch Profiteur der Agenturlandschaft. Die beiden Gründer Johannes Ehrenwerth & Sebastian Galla sprachen erwartungsgemäß über das Thema Meme Marketing. Memes sind fester Bestandteil der Internet Culture und eine eigene Form der Kommunikation. Sie enthalten einen meist sarkastischen, überspitzten und schwarzen Humor und werden viral verbreitet. Aktuelle Situationen oder Fotos von Celebrities sind dabei besonders beliebt. 

Können Memes jede andere Form der Marketingkommunikation ersetzen? Nein, sie können natürlich nicht alleinstehend verwendet werden. Als kanalspezifischer Zusatz sind sie jedoch sehr empfehlenswert. Deshalb kann auch jeder Account ein Meme Account sein, wenn es zur Zielgruppe passt. 

Exposed: Wie Influencer ihre Werbekunden verarschen

Influencer-Marketing ist immer noch extrem erfolgreich – aber definitiv nicht ohne Kritik! Rezo, bekannt als scharfer Kritiker der Union, aber vor allem als Content Creator & Founder von Nindo deckte in seinem Vortrag die Tricks und Manipulationen der Branche auf. Ein großes Problem ist etwa die Manipulation durch Botting. Hierbei werden Social Media Bots, also Programme darauf angesetzt, die Relevanz des eigenen Beitrags durch Beeinflussung aller relevanten KPIs künstlich aufzublähen. Die Fähigkeit des Influencers, die relevanten Zielgruppen zu erreichen, wird also überhöht dargestellt. Eine andere Möglichkeit der Manipulation ist das Erreichen einer Viralität durch Gewinnspiele. Diese sind durch besondere Preise auf eine möglichst hohe Interaktionsrate ausgerichtet. Allerdings steht hier nicht die Werbebotschaft im Fokus, diese verwässert sogar durch den starken Fokus auf das Gewinnspiel.

Influencermarketing kann extrem effektiv sein, darf in seiner Wirkung aber nicht überschätzt werden. Basis des erfolgreichen Marketings ist immer noch eine gut durchdachte und geplante Strategie.

Kundenansprache der DB

Wer einmal der Deutschen Bahn in den sozialen Medien über den Weg gelaufen ist, wird sich vielleicht über den hohen Servicecharakter und den tiefgründigen Humor gewundert haben – etwas, was das Unternehmen im realen Leben nicht immer so passend auf die Schiene bringt. Umso interessanter war der Einblick beim Vortrag zur erfolgreichen Kundenbindung der Bahn. Diese sieht sich mit einer besonderen Ausgangssituation konfrontiert. Die Markenbekanntheit der DB liegt bei über 95%, aber nicht jeder, der das Unternehmen kennt, nutzt es auch. Deshalb ist das größte Ziel, Bekanntheit in Loyalität umzuwandeln. Als Zielgruppen werden vor allem Junge Reisende, Reisende mit Kind, Geschäftskunden sowie Reisende ab 65 Jahre definiert.

Im Bereich der Markenkommunikation bei der Zielgruppe Junge Reisende hat die Deutsche Bahn mehrere Disruptionsfaktoren identifiziert, auf die besonderer Fokus gelegt wurde und immer noch werden muss: Zum einen gab es seit 2014 einen starken Rückgang der Spendings im Bereich TV-Ads, was hauptsächlich mit der Mediennutzung der jungen Zielgruppe zusammenhängt. Vor allem für die Zielgruppe U30 ist das Motto „mobile first“ Standard in der Medienrezeption.

Diese junge Zielgruppe zeigt natürlich online auch ein spezielles Verhalten sowie eine spezielle Sprache, die sich auch sehr stark an der Instant-Kommunikation über Smartphones sowie diversen Social Media Channels orientieren. Für die Zielgruppe ist das Medium TV definitiv kein Leitmedium mehr, Bewegtbild wie z.B. YouTube schließt die Lücke alleine jedoch auch nicht. Ergänzend ist die zusätzliche Verwendung von Social Media nötig, wobei dafür natürlich Werbeformate und -inhalte angepasst werden müssen.

Um jede Zielgruppe passend anzusprechen, führt das Unternehmen ein konsequentes Monitoring, die Erarbeitung eines individuellen Storytellings sowie die Nutzung von owned Media, verstärkt durch Retention Marketing, durch.

Fazit

Viel Qualität, viel Quantität, viel Entertainment. Die DMEXCO bietet sehr viel, verlangt aber auch enorme Konzentration und exakte Filterung der relevanten Findings. Für uns bleibt der Eindruck, dass qualitativ hochwertiger Content, Fokussierung auf mobile first sowie die individuelle Betreuung wichtiger Zielgruppen weiterhin der beste und sicherste Weg bleibt, um die Marketingaktivitäten bestmöglich zu erreichen. Es gibt keine Basislösung mit Erfolgsgarantie – jedes Unternehmen muss die wichtigsten Zielgruppen kennen und erkennen, ihre Motivation und die wichtigsten Kanäle zur Ansprache verstehen und die Kommunikation mit lohnendem Content gestalten.

Digitale Werbung ist weiter auf Wachstumskurs, die Komplexität in der Mediaplanung bleibt jedoch die größte Herausforderung. Eine schnelle Umsetzung einer einheitlichen Total-Video-Währung wird ebenso gewünscht wie mehr Transparenz der Digitalen Plattformen. Die Zeit der Datenmonopolisten ist hoffentlich bald vorbei, lokale Märkte müssen stärker reguliert werden.

Aufgrund der gestiegenen Komplexität ist die Arbeit der Agenturen noch nie so wichtig gewesen wie heute. Aus diesem Grund nehmen auch Ansprüche und Anforderungen (zB. Pitch-Frequenz) stetig zu. Agenturen liefern Kunden die nötige Orientierung, identifizieren Chancen und reagieren angemessen im Sinne der Kunden. Marketing ist umfangreich und langwierig, aber richtig gestaltet absolut lohnend.